Trau-Pavillon mit Bestuhlung am Maar mit Palme

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Heute geht es im Hochzeits-ABC um das Thema „Freie Trauung“! Im Gegensatz zu früheren Zeiten scheint die freie Trauung heute sehr bedeutend zu sein. Schließlich ist anzunehmend, dass früher aufgrund mangelnder Mobilität und der gegebenen Verwurzlung in einer bestimmten Kultur und Tradition, oft Gleich und Gleich vor den Altar traten: Der katholische bayerische Bergbauer heiratete ein Madl aus dem benachbarten Dorf, das ebenfalls katholisch war. Und auch der norddeutsche evangelische Hirte entdeckte seine Liebe – welch eine Überraschung – zu einer Deern, die seinem kulturellen und religiösen Background teilte.
Heutzutage mischt sich hingegen alles frei und fröhlich, was eine Bereicherung ist: Die Berlinerin, die einmal evangelisch getauft wurde, heiratet möglicherweise einen buddhistischen Inder, der Junge aus dem Pott vielleicht eine Muslima oder aber beide Partner – egal ob gebürtig aus Deutschland oder nicht – sind Atheisten. In solchen Fällen ist es oft ausgeschlossen – sei es aufgrund der Vorschriften einer Religion oder aufgrund des individuellen Wunsches eines oder beider Partner – eine Hochzeit mit eindeutig religiösem Gepräge zu feiern. Die freie Trauung kann dann eine Option sein, die dennoch eine Zeremonie ermöglicht, der es nicht an Feierlichkeit fehlt.

Freie Trauung und Eheringe

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Das Verhältnis von freier und standesamtlicher Trauung

Möchte ein Paar in Deutschland rechtskräftig heiraten, führt kein Weg an der standesamtlichen Trauung vorbei. Ob diese Trauung neben einem bürokratischen Akt auch Gänsehautmomente bietet, hängt allerdings ganz von dem im jeweiligen Standesamt gepflegten Stil und von dem jeweiligen Standesbeamten ab. Manche standesamtliche Trauungen beschränken sich nur auf das Sachliche. Es geht aber auch anders: Manche Standesämter zeigen sich offen und bieten die Möglichkeit, dem Standesbeamten individuelle Informationen zu dem Paar und seiner Geschichte zukommen zu lassen. Dann kann der Standesbeamte neben den bürokratischen Angelegenheiten auch eine sehr rührende Rede vortragen, die auf das Paar abgestimmt ist. Insbesondere für Paare, die nicht das Glück haben, auf einen kreativen Standesbeamten zu treffen, kann die freie Trauung eine tolle Ergänzung zur standesamtlichen Trauung sein. Von ihr geht zwar keine rechtliche Wirkung aus, dafür stehen hier die Gefühle und die Wünsche des Paares ganz und gar im Mittelpunkt. Das Attribut „frei“ lässt sich hier auf mehreren Ebenen deuten: Das Paar ist frei, die Gestaltung einer solchen Trauung selbst zu beeinflussen, es ist in gewissem Maße frei, einen Ort für die Zeremonie zu bestimmen, frei, sich von einzelnen religiösen Elementen inspirieren zu lassen, frei, zu bestimmen, wer die Trauung durchführt, und, und, und. Übrigens: Eine freie Trauung steht natürlich auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen.

Wer führt eine freie Trauung durch?

Freie Trauung im Park

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Da eine freie Trauung keine rechtliche Dimension aufweist, ist erst einmal davon auszugehen, dass sie ein jeder durchführen könnte. Dies bedeutet aber selbstverständlich nicht, dass auch jeder der Durchführung einer solchen Zeremonie gewachsen ist. So sollte man diese Aufgabe sicherlich besser nicht dem guten Freund aufbürden, der zwar mit beiden Partnern eng verbunden und auch ansonsten ein echter Schatz ist, aber leider eine Heidenangst vor dem Schwingen einer Rede hat. Auch anderen Laien könnte es an Kernkompetenzen fehlen, die für eine Durchführung einer freien Trauung unerlässlich sind – im schlimmsten Fall zum Beispiel an Zuverlässigkeit, Einfühlungsvermögen und sprachlichem Geschick.
Bestimmt auch aus diesem Grund kommen bei einer freien Trauung nicht selten Profis ins Spiel. Diese haben in der Regel einen beruflichen Background, der sie befähigt, eine stimmungsvolle Zeremonie durchzuführen. Allen voran sind hier natürlich Freie Theologen zu nennen, aber auch Redner bzw. Sprecher betätigen sich in diesem Feld. Paare sind gut beraten, die Auswahl ihres „Zeremonienmeisters“ gewissenhaft zu betreiben – es sein denn, sie legen es darauf an, neue Hochzeitspannen-Videos zu produzieren. Scherz beiseite! Natürlich sollte das Paar vorab das Gespräch mit dem Redner suchen und ihn kennenlernen. So lässt sich feststellen, ob es auch auf menschlicher Ebene funkt. Ist die Entscheidung für einen Redner gefallen, geht es an die konkrete Planung der Zeremonie, bei der sich das Paar natürlich nichts aufdrängen lassen sollte. Auch nicht ganz unwichtig: Freie Theologen und andere Hochzeitsredner mögen zwar im Idealfall über hervorragende zwischenmenschliche Kompetenzen verfügen und sich in einem Bereich betätigen, bei dem es um Liebe geht, soviel Nächstenliebe, dass sie auf ein Honorar für ihre Leistungen verzichten, können sie sich aber in aller Regel natürlich auch nicht leisten. Das Paar, das sich für das Engagement eines Redners entscheidet, sollte also auch die Kostenfrage ganz am Anfang klären.

Gestaltung einer freien Trauung

Über die Grenzen der Religionen hinweg

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Muss eine freie Trauung zwangsläufig immer ohne religiöse Elemente auskommen? Ganz klar nein! Natürlich kann sich das Paar bei der Gestaltung ihrer Zeremonie von religiösen Gepflogenheiten inspirieren lassen. Gehören die Partner unterschiedlichen Religionen an, kann es also auch zu einem Verschmelzen unterschiedlicher Traditionen kommen. Auch darüber hinaus ist bei der Gestaltung einer freien Trauung vieles möglich. Mittlerweile schon recht klassisch ist es etwa, dass die Partner während der Zeremonie auch die Gelegenheit haben, ein individuelles Eheversprechen vorzutragen. Oft ist dies der Moment, an dem die Gäste vor Rührung kräftig in ihre Taschentücher schnäuzen und auch Braut und Bräutigam von der Flut der Emotionen ergriffen werden. Das Paar muss bei einer freien Trauung aber natürlich nicht die einzige Rolle spielen – auch nahestehende Personen wie Eltern, Geschwister und gute Freunde – lassen sich einbeziehen. Sie könnten zum Beispiel je nach individuellen Fähigkeiten die Trauung durch das Vortragen von Wünschen, durch das liebreizende Trällern eines Liedes oder durch symbolische Handlungen aufpeppen. Eine freie Trauung lässt sich nahezu überall durchführen, wo dies keine Gesetze verhindern (eine Verkehrsinsel oder der Garten des unwissenden Nachbarn wären also sicherlich eher schlechte Ideen), der Ort muss aber auch zu der allgemeinen Gestaltung der Trauung passen. So könnte es zum Beispiel erwünscht sein, dass das Paar die Möglichkeit hat, Hand in Hand zu seinen Plätzen zu gehen und dabei von allen Gästen bewundert zu werden. Auch für die Besonderheiten der Zeremonie – wenn Tante Erna etwa zum Mikrofon greifen soll, um ein Liebesgedicht vorzutragen – sind Vorkehrungen etwa in Hinblick auf Equipment zu treffen. Auch für die Einladungskarten gelten keine besonderen Regeln, hier kann das Brautpaar natürlich auf gewohnte Hochzeitseinladungen zurückgreifen. Als Location für eine romantische Trauung bieten sich als Alternative zur Kirche zum Beispiel Gärten an, für lässige Trauungen eventuell sogar Clubs. Wichtig ist somit bei einer freien Trauung vor allem eines: eine gute Organisation!